Kalla Malla
Die kapriziöse junge Millionenerbin Judith Traherne (Bette Davis) verliebt sich in den berühmten Gehirnchirurgen Dr. Frederick Steele (George Brent). Dieser stellt bei einem Routine-Eingriff einen Tumor fest und weiß, dass sie nur noch ein Jahr zu leben hat. Als Judith jedoch zufällig von ihrer unheilbaren Krankheit erfährt, glaubt sie, dass Steele ihre Liebe nur aus Mitgefühl erwidert und ist völlig verzweifelt. Nur ihr Vertrauter Mickey (Humphrey Bogart) kann dabei helfen, ihre selbstzerstörerische Energie zu bremsen. Auch die Gesellschaft um sie herum trägt nicht gerade zur Genesung der jungen Frau bei. Und doch muss sie gesund werden, wenn sich der Traum von der großen Liebe erfüllen soll...
»Opfer einer großen Liebe« (»Dark Victory«) war ein großer Erfolg im Jahr 1939, dem besten Filmjahr Hollywoods. Obwohl er neben Mammutwerken wie »Vom Winde verweht« und »Der Zauberer von Oz« relativ klein und bescheiden wirkt, hat er die Zeit gut überstanden. Bette Davis hat ihn immer zu ihren Lieblingsfilmen der Warner-Periode gezählt, und sie war froh, nach mehreren dominanten Luder-Rollen (sie hatte gerade einen Oscar für »Jezebel - Die boshafte Lady» erhalten) eine so sympathische und Mitleid erzeugende Rolle zu spielen.
Opfer einer großen Liebe ist großes Gefühlskino, das mit der Realität nicht viel zu tun hat, ein klassisches Melodram, das es leider in der Form nicht mehr gibt (zu viele TV-Serien, Telenovelas und Soaps haben das Melodram als Kunstform zu Grabe getragen). So wird Judiths Tumor anfangs noch recht detailliert diagnostiziert, später werden alle medizinischen Fakten für den dramatischen Effekt über Bord geworfen. Das muss man akzeptieren, es fällt aber nicht schwer, denn nicht nur zeigt Bette Davis hier wieder eine überragende Leistung, der Film ist auch hervorragend gemacht, von Max Steiners subtiler Musikuntermalung über Ernest Hallers schnörkellose Kameraführung (beide arbeiteten im gleichen Jahr auch am ungleich gewaltigeren »Vom Winde verweht«) bis zu Edmund Gouldings straffer Regie, die den Film von Höhepunkt zu Höhepunkt treibt.
In Nebenrollen tummeln sich neben einer hervorragenden Geraldine Fitzgerald ein leider fehlbesetzter Humphrey Bogart als irischer Stallbursche und Ronald Reagan als ewig besoffener Partyhengst. George Brent ist als große Liebe etwas zu steif und uninteressant, aber schließlich ist das hier die Davis-Show, und die hat ihre eigenen Regeln. Die finalen Szenen sind so unglaublich mitreißend erzählt und großartig gespielt, dass sie heute einen erwachsenen Mann mühelos zum Heulen bringen können. Wenn das nichts ist! Also Taschentücher raus und mitleiden.
Fazit: Dieses Drama ist unterm Strich ein würdiger Vertreter seines Genres und ein insgesamt starker Film, der mit viel Herz-Schmerz und ein paar grandios-guten Darstellern aufwartet. Das ist es, was in Hollywood wohl ein Klassiker genannt wird.