Kalla Malla
Eigentlich wollten Terry Lambert (Steve Guttenberg) und Sylvia (Isabelle Huppert) nur ein kleines Schäferstündchen miteinander verbringen. Dies wird aber jäh gestört, als sie von der Straße laute Schreie hören. Als Sylvia zum Schlafzimmerfenster hinaus schaut, sieht sie, wie ein rothaaringer Mann die junge Denise (Elizabeth McGovern) überfällt und mißhandeln will. Als der Mann sie bemerkt, läßt er von Denise ab und verschwindet. Sie wollen den Vorfall der Polizei melden - allerdings möchte Sylvia nicht aussagen, da sie mit Terrys Chef verheiratet ist und der nicht erfahren soll, daß sie bei ihm war. Terry glaubt die Lösung gefunden zu haben, in dem er der Polizei gegenüber einfach angibt, er habe selbst alles beobachtet. Aber schon bei der ersten Befragung schleichen sich Ungenauigkeiten ein. Nachdem sich herausstellt, daß offensichtlich der selbe Täter eine andere Frau ermordet hat, bekommt der Fall eine neue Dimension und Terry muß vor Gericht aussagen. Dort verwickelt er sich aber derartig in Widersprüche, daß der angeklagte Anderson freigelassen werden muß - und Terry kurz später als Hauptverdächtiger gilt...
Nun, Curtis Hanson ist natürlich kein Hitchcock, selbst wenn sich das Drehbuch sehr nah an dessen Klassikern orientiert und es zu einer Reihe von starken Suspense-Momenten kommt. An der Story gibt es jedenfalls nichts auszusetzen.
Visuell allerdings trennen Hanson Welten vom Großmeister (das unterscheidet ihn u.a. von Brian De Palma, der ebenfalls Hitchcocks Werke für seine Dramaturgien benutzt, dabei aber einen ganz eigenen, filmischen Stil entwickelt). Trotz eines eleganten Widescreen-Looks (und einem 80er-Design in Kostümen und Ausstattung, das die Zeit leider nicht gut überdauert hat und heute relativ geschmacklos wirkt) schafft er es nicht, Szenen allein über die Kamera zu erzählen oder einen unvergesslichen optischen Moment zu kreieren.
Ein weiterer Minuspunkt ist die Besetzung, die sich zwar alle Mühe gibt, aber nie die Klasse erreicht, die solch durchkonstruierte Filme erfordern. Das Schlimmste an »Bedroom Window« aber ist ausgerechnet der Soundtrack (das wäre Hitchcock nun wirklich nie passiert) aus in den 80ern ach so bliebtem Synthie-Gedudel mit Elektro-Saxophon zur erotischen Betonung. Das ist Quasi-Moroder von der schlimmsten Sorte und ruiniert fast einen ansonsten ansehnlichen, spannenden Psycho-Thriller.
Fazit: Intelligenter und ansprechender Serienkiller-Thriller in Hitchcock-Tradition mit hübschen Zitaten aus Orson-Welles-Filmen. Alles in allem ein kleiner Geheimtipp für Thrillerfans, die bereit sind für eine eher untypische Story, welche trotzdem umfassend dargeboten wird.