Kalla Malla
Im Jahre 1943 beschlagnahmen die japanischen Truppen in ganz Südwest-China die Goldreserven der Banken. Diese sollen zur Finanzierung weiterer Kriegsgebaren dienen. Eine kleine chinesische Widerstandsgruppe unter der Führung von Li-Chu gelingt es, einen großen Teil des Goldes zu entwenden und sicher zu verstecken. Leider gerät die Truppe in die Hände der Japaner. Bis auf den letzten Chinesen werden alle niedergemetzelt. Nur Hu, die Frau des Führers Li-Chu, überlebt das Massaker und trägt das Geheimnis des Versteckes in sich. Man steckt sie in eines der berühmten Bambuscamps, diesmal Frauenlager Nr. 13, wo besonders viel geprügelt, gefoltert und vergewaltigt wird. Schier grausam erscheint die Methode, daß die gefangenen Frauen ihre Mitgenossinnen selbst bestrafen müssen. Mehrere Ausbruchsversuche scheitern, doch mit Hilfe einiger jungen japanischen Soldaten gelingt die Flucht.
Zunächst scheint die Story wie in allen W.I.P-Filmen zu sein, der harte Lageralltag und einige Folterungen sowie Vergewaltigungen sind in typisch exploitativer Weise dargestellt, die Darstellerinnen dementsprechend meist leicht bekleidet. Die lesbische Aufseherin findet sich standesgemäss auch hier, bei manchen Vergewaltigungen soll uns auch noch weisgemacht werden, dass die Frauen ja auch Spass dran haben, na ja. Doch im Laufe dieses ansonsten interessanten Vertreters des Frauengefängnisgenres bietet »Bambuscamp der Frauen« mehr für den geneigten Fan. Der Plot wird zu einem Ausbruchsszenario mit allem Schnickschnack ausgeweitet, Action und Überraschungen inklusive. Dabei gibt es immer wieder blutige Szenen, denn hier wird nicht nur viel geschossen, sondern sich auch mit Schwertern und Martial Arts begegnet. Das drängt die Folteranteile etwas in den Hintergrund, bösartiges wie in »Men Behind The Sun« etwa sollte man nicht erwarten. Zu sehen sind ein paar Gemeinheiten, wie eine Blinde über Scherben laufen lassen, eine Auspeitschung oder kurz Elektroschocks, Blut fliesst mehr bei den Schießereien und Schlitzereien, doch auch dort gibt es nichts Splatteriges, doch für das Alter des Films recht viel.
Eine unglaublich solide Produktion aus dem Hause der Shaw-Brothers. Die völlig unzensierte Fassung des Films ist fast nicht zu ertragen. Soviel menschenverachtende Elemente, die in ihren Ideen und Umsetzungen nicht zu übertreffen sind, lassen selbst den größten Sexploitation-Fan von Zeit zu Zeit erschaudern. Tatsache ist es, daß die Shaw-Brothers mit diesem Objekt sehr erfolgreich waren und damit der Wegbereiter für eine unglaubliche Nachahmer-Schwemme solcher Filme darstellten. Die deutsche Kinosynchronisation ist unglaublich gut gelungen. Auffällig ist es, daß sich hier auch ein paar nicht-asiatische Frauen, unter anderem eine Blondine, unter den Darstellerinnen befanden. Man wollte damit den Marktwert des Filmes in den europäischen Ländern steigern.
Noch ein paar Sätze zum derzeitigen Fassungswirrwarr. Die 104minütige Originalfassung wurde in Europa niemals veröffentlicht. In den verschiedenen Ländern herrschen unterschiedliche Schnittfassungen. Die damalige deutsche Kinofassung aus dem Jahre 1975 lief 87 Minuten (=84 Videominuten) und ist mit der ersten Videoveröffentlichung von VPS (im kleinen gelben Cover) identisch. Leider fehlen über 20 Minuten an Gewaltexzessen. Die späteren deutschen Videoversionen wurden immer kürzer und schleppten sich von 84 auf 82 und zuletzt auf 76 Minuten. Die Schnitte sind für jeden Laien offensichtlich und plump vollzogen worden. Besonders schlimm sind Standbilder, bei denen man den weiter laufenden Ton hört. Es ist schon ein Trauerspiel für dieses Genre in diesem unseren Land. Die niederländische Fassung mit dem Titel »Bamboo House of Dolls« läuft zwar nur eine knappe Minute länger als die deutsche Fassung (ca.85 Minuten), doch beinhaltet fast jede in Deutschland gekürzte Gewaltsequenz, während dafür viele Handlungsstränge fehlen, die es nur in der deutschen Version gibt. Wenn man alle europäischen Fassungen zusammenbasteln würde, hätte man bestimmt die Chance, auf die Originalfassung von 104 Minuten zu kommen.
