Berny23
„Hören Sie mit den Albernheiten auf!“
„Ich bin nicht albern, ich kann keine Luft kriegen.“
„Man braucht keine Luft, wenn man ertrinkt!“
Auf, auf nach New York, im aufregenden Amerika! Diesem Gedanken folgend, machen sich sowohl die Gendarmen, zwecks eines Polizeikongresses, als auch die blondhaarige Tochter des Protagonisten auf den Weg zum gelobten Land. Letztere allerdings aus purer Abenteuerlust, und als blinder Passagier. Ihr stetig zeternder Vater hätte diese Reise gar nicht zugelassen, seiner Berufsehre wegen. Eigentlich ziemlich krank, wenn man bedenkt, dass ihr Vater sie später noch mehrere Stunden lang in eine enge Kiste sperrt und darin wild herumkutschiert.
Dieser zweite Teil bietet deutlich mehr Klamauk, ist noch schneller und mit wirklich wenigen Verschnaufpausen. Nur die immer wiederkehrenden Sprachschwierigkeiten, gerade beim ungewöhnlich in die Länge gezogenen „Crashkurs“ sowie das total lahm inszenierte Verlaufen im Schiff haben mich gelangweilt. Übrig bleiben Unmengen unterhaltsamer Situationskomiken, solider schauspielerischer Leistungen und modern geschnittener Szenen. Mehrere Male musste ich tatsächlich laut lachen, das kam einfach so aus mir heraus (relativ ungewöhnlich für mich).
Man darf sich hier bloß nicht einbilden, eine clever geschriebene Gesamthandlung zu erwarten – die Abfolge der Geschehnisse und absurden Zufälle in einer solch großen Stadt sind eher Mittel zum Zweck. Will man einen ähnlichen Film, nur etwas langsamer und „neuer“, sehen, kann ich nur den genialen Klassiker „Otto – Der Außerfriesische“ empfehlen. Es würde mich gar nicht wundern, wenn Louis de Funès’ Filme eine Inspirationsquelle Ottos gewesen wären.
Doch zurück zur Handlung. Die tollpatschigen Franzosen leben ihre Rivalitäten mit den parallel angereisten Italienern frei aus. Es werden zwei Handlungsstränge gleichzeitig erzählt, der zweite dreht sich um die hübsche Tochter, die sich um allerlei Probleme gekonnt herumquatscht und prompt aus Versehen einen Italiener anlacht. Dazwischen wird auch das herrliche Stadtbild des alten New Yorks gezeigt, sogar eine riesige, imposante Werbetafel der Zigarettenmarke Camel samt rauchendem Mund ist im Hintergrund zu sehen.
Mit erheiternden Stereotypen wird ebenfalls nicht gegeizt, meine Highlights sind dabei die komplett durchgeknallte Sitzung beim Psychiater und die Chinesen-Fluchtverkleidung mit den billigen Kegelhüten aus dem 1-$-Shop. Außerdem hat die Fahranfänger-Nonne aus dem Vorgänger einen kurzen Gastauftritt. Schön ist noch der versehentliche Einbruch ins Frauenhaus, auf den eine Verhaftung samt Anschiss des Chefs folgt. Gegen Ende kommt auch als Running Gag ein dicker, schwarzer Taxifahrer vor, der mein Liebling aller Nebenfiguren ist. Das ist eigentlich so ein typisch gechillter Dude, der jedoch zunehmend in Angst und Schrecken versetzt wird, ob der (vermeintlichen) kriminellen Machenschaften des Gendarmen Cruchot.
Gesehene Fassung: Uncut Blu-ray mit deutscher Synchro und stellenweise Untertiteln
Meine Screenshots: https://berny23.de/der-gendarm-vom-broadway-1965/