Joerg Melzer
"Gewusst wie" gilt nun mal leider auch für das Zerstören von Landstrichen aus Legoklötzchen, für einen Michael Bay ebenso wie für einen Roland Emmerich – selbst, wenn man einen Schaufelbagger zur Verfügung hat. Übersetzt in Independence-Day-Dimensionen verfügt Emmerich zwanzig Jahre nach seiner Wüterei über erdenvölkische Denkmäler und Monumente sogar über den Rolls Royce unter den Schaufelbaggern und lässt das neue Mutterraumschiff aus der Satellitenperspektive gleich mal gefühlt die halbe Erde überdecken – ein Moment köstlicher Übersteigerung des hiermit zur Grenzenlosigkeit expandierten Höher-Weiter-Prinzips eines typischen Hollywood-Sequels.
Nur ausgedehnt auf einen ganzen Film reißt derartige Protzerei herzlich wenig. Emmerichs 1996er-Weltzerstörungsorgie war noch von düsteren Momenten durchsetzt und kombinierte progressive SFX-Trickserei mit markigen Figuren und raffinierten Wechseln zwischen Mikro- und Makroebenen. Diese ließen die Aliens nicht nur gefährlicher und faszinierender erscheinen, sie sorgten außerdem für die subversive Wirkung der legendär pathosgetränkten Präsidentschaftsrede, die einen gleichzeitig mit Verzückung nach Rache dürsten und dennoch ob des manipulativen Charakters erschaudern ließ.
Wird diese Rede nun heute vom gleichen Mann wiedergekäut, nicht ohne dass der Regisseur ihn vorher in Pantoffeln und offensichtlich geistiger Verwirrung gezeigt hat, so erreicht sie allenfalls noch den Effekt müder Selbstzitaterie. Das liegt auch daran, dass versäumt wird, die visuelle Übermacht der außerirdischen Angreifer in eine echte Bedrohung umzumünzen. Wie auch, immerhin ist "Resurgence" vom wiedererweckten Brent Spiner bis zu Judd Hirsch eine einzige Comedyveranstaltung, die schon in der Einleitung kaum mehr ernstzunehmen ist, als Emmerich der amerikanischen Zivilisation den Anstrich einer alternativen Realität mit Alien-Technologie gibt in einer Form, die selbst Fox Mulder erröten ließe.
Dass das "höher, weiter" bei einer Reihe wie dieser nicht schon per se ausreichend ist, überrascht vielleicht sogar; insofern ist es schon bitter zu sehen, wie sehr Emmerich sein ursprüngliches Handwerk verlernt hat.