Michael
	
    Auch mit seinem neuesten Film beweist Roland Reber erneut, dass er keine filmische Standardkost abliefert, sonder Kino für ein aufgeschlossenens Publikum macht, welches nicht nur konsumieren, sondern mitdenken möchte. Eines sollte das Publikum dabei allerdings nicht haben, Angst vor Nackheit, denn gefühlt kommt dieses Stilmittel in “Der Geschmack von Leben” noch stärker zum Einsatz als in anderen Reber-Produktionen.
So ist diese explizite Nackheit für mich auch der einzige Kritikpunkt am Film. Auf der einen Seite unterstreicht der lockere Umgang mit nackter Haut den Charakter von Nikki ideal und gerade die eingestreuten Videos aus Nikkis “Fi(c)ktion des Monats”-Awards” zeigen wie vielseitig der Blick auf Sexualität sein kann, doch auf der anderen Seite wirken die Szenen in denen wild Schwänze geblasen werden, dann doch eher wie aus einem Porno. Auch der Kellner im Peniskostüm in Nikkis Talkshow am Ende des Film, wirkt nicht nur leicht lächerlich, sondern auch einfach wie etwas zu viel des Guten.
Abgesehen von dieser Kritik ist “Der Geschmack von Leben” ein guter bis sehr guter Film. Die provokante Umsetzung der Frage nach dem titelgebenden Geschmack von Leben sorgt dafür, dass man der Handlung wirklich durchgehend aufmerksam freut und auch, dass diese Frage oberflächig mit simplen Antworten geklärt wird, dahinter allerdings viel tiefergehende Fragen stehen, die dazu einladen sich über den Abspann hinweg mit dem Film zu befassen macht “Der Geschmack von Leben” zu einer filmischen Herausforderung, der man sich als Filmbegeisteter gerne stellt.
Schmeckt für Nikki das Leben am Ende vielleicht nur nach Sperma, weil sie von ihrem Leben gelangweilt ist? Ist der Geschmack von Leben nur dann ein guter, wenn man einen möglichst “extremen” Lebensstil führt? Ist der Geschmack von Leben nicht auch gut, wenn man ein eher konservatives Leben führt? Und nicht ganz ernst gemeint: Hilft Ananassaft wirklich um Sperma köstlicher zu machen?
Ich persönlich fand es bei der Sichtung zudem ganz interessant, wie Roland Reber einige Inszenierungselemente wiederkehren lässt die er bereits in anderen Filmen eingesetzt hat. So tritt Reber selbst wie schon in “Illusion” als eine gottähnliche Figur auf und auch ein Engel spielt wieder eine nicht ganz unwichtige Rolle.
Witziger Fakt am Rande: Ein Schwein, dass ja im Logo vom Filmverleih wtp international zu sehen ist, hat in “Der Geschmack von Leben” ebenfalls seinen Auftritt vor der Kamera.
Schaut man sich die wiederkehrenden Elemente aus “Der Geschmack von Leben” an, könnte man meinen, dass die Filme von Roland Reber ähnlich wie ein Filmuniversum zusammenhängen. Mein Gefühl sagt mir, dass ich mit dieser Vermutung recht habe, welche allerdings noch zu beweisen wäre. [Sneakfilm.de]