Kalla Malla
Es herrscht reges Treiben an den Stränden Malibus. Die Menschen sonnen sich oder stürzen sich auf ihren Surfbrettern in die tosenden Fluten, ohne zu ahnen, dass ein Schwarm hungriger und mordlustiger Urzeit-Haie in den tiefen des Meeres durch ein Seebeben aus seiner Starre gerissen wurde und sich nun geradewegs auf die Küste zubewegt. Zunächst fallen den Biestern nur einige unvorsichtige Jugendliche zum Opfer, doch als dann ein gewaltiger Tsunami an der gesamten Küste Malibus angekündigt wird, droht die Katastrophe. Zwar gelingt es dem Rettungsschwimmer Chavez und seinem Team, den Strand noch rechtzeitig zu räumen, doch ihnen selbst ist eine Flucht nicht mehr möglich. In letzter Not verbarrikadiert sich die sechsköpfige Gruppe in einer kleinen Rettungsstation, bevor die gewaltigen Fluten schließlich alles unter sich begraben und das gesamte Areal unter Wasser setzen. Für die Rettungsschwimmer entwickelt sich die Situation nun zu einem gnadenlosen Kampf ums Überleben, sind sie den prähistorischen Monsterhaien doch beinahe schutzlos ausgeliefert...
Jahr für Jahr werden schier endlose Horden untalentierter, würdeloser Schauspieler in kostengünstigen Monster-Reißern aus der B-Movie Ecke von kolossalen Biestern verknuspert, doch die Dunkelziffer der dabei eigentlich auf der Strecke gebliebenen Opfer liegt noch wesentlich höher. Dieses Review ist im Gedenken an all jene Rezensenten verfasst, welche sich seit Jahren aus reiner Gutmütigkeit und ohne Rücksicht auf persönliche, intellektuelle Verluste konsequent Filme wie Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe! auflasten, um ihre Mitmenschen anschließend vor derlei Trashbomben warnen zu können. Dabei herrscht seit Anbeginn der Berichterstattung ein steter Kampf zwischen den sich der Innovation konstant verweigernden Filmgurken und der Sprachgewalt der Rezensenten, welche auch den dutzendsten Titel mit dem immergleichen Plot noch anschaulich und abwechslungsreich zu besprechen genötigt sind. Da macht es einem dieses Werk, eine australische TV-Produktion aus dem Jahr 2009, aber immerhin noch vergleichsweise einfach, kommt es doch mit derart vielen inhaltlichen Debilitäten daher, dass sich alleine damit schon mehrere Lexika füllen ließen. In bester Tradition dieser Filme schickt Regisseur David Lister eine Gruppe hirntoter Rettungsschwimmer in den Kampf gegen eine obskure Kreuzung aus letztem Einhorn und CGI-Haifisch und bewegt sich dabei irgendwo zwischen einer völlig verarmten Version von Deep Blue Sea und einer Huldigung an Hai-Allarm auf Mallorca. Treffend, lautet der Originaltitel von Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe! doch sogar Malibu Shark Attack.
Lister, der neben seiner Leidenschaft für schlechte Filme scheinbar auch ein Faible für Disneyklassiker zu haben scheint und das berühmte Märchen Die Schöne und das Biest bereits zweimal in grottige B-Produktionen verwurstete, beweist mit seinem Beitrag zum Tierhorrorfilm, dass er wohl jeden Streifen dieses Genres aus den vergangenen drei Jahrzehnten gesehen hat. So scheint sich Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe! sogar eine Art Spaß daraus zu machen, sämtliche Klischees dieser Filmgattung in die 87 Minuten Spielzeit zu quetschen. Somit beginnt der Film obligatorisch natürlich mit einigen malerischen Ansichten des Strandes von Malibu und weiß damit, unterlegt mit gefälliger Sommer-Strand und Titten-Musik, sofort die passende Atmosphäre entstehen zu lassen. Die formvollendete Unfähigkeit aller Beteiligten an diesem Streifen wird dann aber spätestens bei der Einführung der Protagonisten deutlich gemacht, welche in jeder schwülstigen Soap mehr Tiefe erhalten als hier. Da haben wir Chavez, das Arschloch vom Dienst, der sich nicht damit abfinden kann, dass seine Ex Heather nun mit dem Bauunternehmer Colin anbandelt, weshalb er auch den gesamten Film über eine Visage wie sieben Tage Regenwetter zieht. Dann ist da noch Sunnyboy Doug, der sich gegen die Avancen des Blondchens Jenny zur Wehr setzen muss, welche ihrerseits mit beeindruckender Leichtigkeit alle Blondinen-Klischees in sich vereint und weniger Hirn als CGI animierte Haikotze aufweist, die später im Film übrigens auch noch ihren glanzvollen Auftritt haben darf.
Bei all diesen Liebeleien und Konflikten gerät der primäre Plot um den Haiangriff bisweilen beinahe schon in Vergessenheit. Passenderweise inszeniert David Lister die entsprechenden Szenen auch durchgehend belanglos und auf technisch niedrigstem Niveau, so dass man als Zuschauer garnicht erst in Versuchung geführt wird, sich so etwas wie Hoffnungen auf einen eventuell guten Film auszumalen. Die typischen Angriffe zu Beginn des Films werden hier lieblos abgehandelt und sehen zu allem Überfluss auch noch äußerst billig aus. Die immer gleichen Aufnahmen eines heranschnellenden CGI-Haies, ein Close-Up auf das panische Gesicht des potentiellen Morgensnacks, hektische Kameraschnitte, etwas CGI-Blut und fertig ist die titelgebende Hai-Attacke. Den essentiellen Unterschied zu ähnlichen Genrevertretern bildet hier die Tatsache, dass noch ein (schlecht animierter) Tsunami ins Spiel kommt, der kurzerhand das gesamte Gebiet unter Wasser setzt und die Protagonisten somit zur noch leichteren Beute für die gefräßigen Haie werden lässt. Ein Großteil der zweiten Filmhälfte spielt sich sodann auch in einer kleinen Rettungsstation ab, in der sich die Hauptcharaktere gegen die Angriffe der monströsen Biester zur Wehr setzen versuchen, was insgesamt aber ungefähr so spannend daherkommt wie dem Drehbuchautoren beim Niederschreiben der vermurksten Story zuzusehen. Dadurch, dass zu keinem Zeitpunkt Sympathien zu den Charakteren aufgebaut werden, ist es einem folglich auch egal, ob diese nun als Fischfutter enden oder nicht. Das Tempo stimmt dabei zwar einigermaßen, doch will sich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd so etwas wie Spannung bemerkbar machen.
Trash-Freunde werden derweil immerhin durch völlig realitätsferne Dialoge und unsinnigste Handlungen über Wasser gehalten. Da muss einer der Protagonisten mit ansehen, wie seine Verlobte vor seinen Augen zerfleischt wird, nur um sich dann von seinen Kollegen anhören zu müssen, dass er sich doch gefälligst zusammenreißen solle, da seine Frau tot sei und man onehin nichts mehr für sie tun könne. Ähnlich dürftig verhält es sich auch beim Blutgehalt des Films, der bis auf den seltenen Verlust von Gliedmaßen, einer Fleischwunde und etwas CGI-Blut nichts zu bieten hat. Die Freigabe ab 18 Jahren rührt daher auch lediglich vom auf der DVD zu findenden Bonusmaterial her, der Streifen selbst wurde von der FSK ab 16 freigegeben. Immerhin beweist Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe! aber zumindest in einer Hinsicht etwas Mut zur Innovation. Während den gefräßigen Viechern in ähnlichen Filmen zumeist mit Sprengstoff zu Leibe gerückt wird, geht es ihnen hier mit Kettensägen und Nagelpistolen an den Kragen, was das letzte Drittel somit auch zum vergnüglichsten Part des Films macht. In höhere Bewertungsebenen kann dies den Film aber logischerweise auch nicht mehr retten. Dagegen sprechen auch schon die "Leistungen" der Schauspieler, die hier ab und an ein regelrechtes Overacting an den Tag legen oder sich gar mit nur einem Gesichtsausdruck durch den Film zu kämpfen versuchen.
Fazit: Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe! aka Malibu Shark Attack ist bestenfalls noch als Pausenfutter für wirkliche Tierhorror-Buffs oder Trash-Liebhaber geeignet, geht aber ansonsten durch die völlig unglaubwürdigen Handlungen der Charaktere und die bugbetbedingt miesen Effekte schnell unter. Der Film bietet zwar noch rudimentäre Unterhaltung, fesselt aber zu keinem Moment und ist von Spannung so weit entfernt wie die hier auftretenden Schauspieler von einer bedeutenden Karriere. Kettensägeneinsatz gegen fiese Killerhaie in allen Ehren, aber da gab es aus der B-Movie Ecke schon wesentlich Besseres als dieses Machwerk zu sehen.