Kalla Malla
Das gelangweilte und gut betuchte Ehepaar Jennifer (Katharine Ross) und Paul Montgomery (James Caan) lädt immer wieder bei entsprechenden Gelegenheiten zu luxuriösen und ausschweifende Partys in ihr Stadthaus ein. Je verrückter und ausgefallener die Mottos dieser Treffen sind, umso mehr fühlen sich die beiden von ihren Gästen, die meist aus Intellektuellen und der Generation der »Swinging-Sixties« bestehen, bestätigt und zugehörig. Schon seit längerem interessiert sich Jennifer neben dem Zeitgeist der Pop-Art auch verstärkt für okkulte Riten und Mysterien. Als dann eines Tages die geheimnisvoll anmutende Lisa (Simone Signoret) im Haus und dem Leben der Montgomerys auftaucht, wird aus anfänglicher Neugier dem Okkultismus gegenüber, bei einem der sadistischen Spiele, plötzlich pervers tödlicher Ernst. Es gibt es einen Toten, welcher auf dem Gewissen der beiden lastet. Als sie die Leiche verschwinden lassen, fühlt sich Jennifer danach vom Toten aus dem Jenseits heraus verfolgt. Vorbei sind die Tage unbekümmerter und selbstverliebter Lebenslust. Angst macht sich breit...
Der Psycho-Thriller »Satanische Spiele« (»Games«) aus dem Jahr 1967 beginnt sehr originell - nach einem stylischen 60er-Vorspann fährt eine schwarze Kutsche bei Nacht und Nebel vor, und seltsam gekleidete Menschen finden sich zu einer mehr als barocken Party im Haus der Montgomerys ein. Kurz weiß man nicht, in welcher Zeit der Film überhaupt angesiedelt ist, bis ein Pop-Art Liechtenstein zwischen den antiken Kunstwerken im Haus zu sehen ist. Regisseur Curtis Harrington spielt schon hier geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer und setzt diese auch konsequent fort. Lange wird man im Unklaren gelassen, worauf der Thriller eigentlich hinaus will. Die Dreiecksbeziehung von Caan, Ross und Signoret und ihr Spaß an geschmacklosen bis gefährlichen Spielchen aber bleibt spannend und mysteriös - wenngleich das eher langsame Tempo ein modernes, action-orientiertes Publikum leicht langweilen könnte.
Nachdem der oben erwähnte Mord stattfindet, ahnt man allerdings rasch, dass hier sehr geschickt »Die Teuflischen« kopiert wird, worauf man allein schon aufgrund der Anwesenheit von Madame Signoret kommt. Plötzlich setzen sich Hausfahrstühle von alleine in Gang, Blutspuren tauchen auf und verschwinden, eine magische Glaskugel macht sich selbstständig, Signorets Tarotkartenspiel zeigt auffällig oft die Todeskarte, und Frau Ross muss mit Kerzenleuchter in der Hand durch wehende Vorhänge um ihr Leben kreischen. Das macht am Ende zwar herzlich wenig Sinn, und die Logik segelt weit zum Fenster hinaus, aber für den nostalgischen Gruselfreund gibt es hier viel zu genießen.
Technisch ist der Film einwandfrei inszeniert, die Cinemascope-Kamera schweift geradezu in leuchtenden Farben und bizarren Sets. Der Film spielt fast ausschließlich im grandios eingerichteten Haus der Montgomerys, Außenaufnahmen gibt es so gut wie gar nicht. Simone Signorets deutscher Rollenname (und Vergangenheit) wurde übrigens in der Synchronfassung zu einer Ungarin namens Ilona Serenci umgewandelt, weil den Verantwortlichen das Ganze wohl ein bisschen zu heiß war. Signoret hat zwar (in der O-Fassung) einige Probleme mit der englischen Sprache, aber ihre Mitwirkung veredelt den Film ungemein. Übrigens hatte Regisseur Curtis Harrington die Rolle der Lisa ursprünglich für Marlene Dietrich angedacht. Des weiteres überzeugen der jungenhaft-männliche James Caan sowie die aparte Katharine Ross, die kurz darauf mit »Die Reifeprüfung« ihren Durchbruch haben sollte.
Curtis Harrington war ein exzellenter und vollkommen unterschätzter Regisseur intelligenter Psycho-Spannung mit besonderem Talent für weibliche Hirngespinste. Sein bester Film »Was ist denn bloß mit Helen los?« sollte dringend auf DVD veröffentlicht werden.
Fazit: »Satanische Spiele« ist kein Meilenstein des Horrorfilms, aber sehr nostalgische Unterhaltung mit prickelndem 60er-Flair, für Menschen wie mich, die Thriller im Stile von »Wiegenlied für eine Leiche« mögen.