Kalla Malla
»Magic« Mike Martingano (Channing Tatum) ist im Stripclub »Xquisite« in der heißen Tampa Bay von Florida der Star auf der Bühne. Gemeinsam mit seinen ebenfalls ziemlich knackigen Kollegen bringen sie mit Six-Packs, wilden Verrenkungen und einer kreativen Show viel sonnengebräunte Haut zum Vorschein und damit die Frauen zum Kreischen. Gelegentlich streift sich auch Dallas (Matthew McConaughey) die Klamotten vom Leibe, der Betreiber des Clubs, und die Stripper machen als Polizisten verkleidet auch schon einmal einen Hausbesuch, um das Blut der Damen eines Jungfrauenabschieds in Wallung zu bringen.
Als Mike The Kid (Alex Pettyfer) kennenlernt, der eher ziellos durchs Leben streift und einige Probleme hat, fühlt er sich an seine eigenen frühen Jahre erinnert. Der junge Mann ist fasziniert von Mikes Beruf und dem glamourösen Drumherum, Frauen, Geld und viel Spaß - und der erfahrene Stripper bietet sich als Mentor an, um The Kid bei seinen ersten Schritten auf der Tanzfläche zu unterstützen.
Dessen erste Gehversuche sind zwar etwas linkisch, doch er lernt schnell sich zu bewegen, bringt sich in der Kraftkammer in Form und kann bald selbst die Damen mit seiner Show entzücken. Allerdings ist dessen Schwester Paige (Cody Horn) wenig von der etwas anrüchigen Jobwahl ihres Bruders begeistert, und auch Mikes Annäherungsversuche lassen sie zunächst kalt...
Frauen, die begeistert ausflippen, gut eingeölte Prachtoberkörper und energetische Beats, die direkt in den Unterleib einfahren: Regisseur Steven Soderbergh (»Traffic«, die »Ocean's«-Trilogie, u. a.) serviert uns einen unkonventionellen Mix aus frivolem Spaß, choreografierter Lust und desillusionierender Charakterstudie - und er fokussiert dabei ungeschönt die Verlockungen und Gefahren einer Amüsierwelt, die den Körper ausbeutet und das Herz aushöhlt. Artifizielle, filterverliebte Bildstudien schmeicheln der männlichen Attraktivität.
Die musikalische und visuelle Gestaltung des Streifens verzückt in einigen Szenen durch einen Hauch von Independentkino. Zudem steht Magic Mike im Kontrast zu den anderen Filmen, die in der Stripper-Szene spielen. Die Handlungsstränge enden nicht mit dem Fall des Vorhangs und dem entblößtem Po der muskelbepackten Männer. Man begleitet sie weiter, wie sie am morgen mit einem Kater neben einer oberflächlichen Bekanntschaft oder im eigenen Erbrochenen aufwachen. Man sieht, dass sie trotz Wohlstand und sexueller Auslastung in der ständigen Angst leben, in Einsamkeit und Belanglosigkeit zu ersticken. Wieder dreht Soderbergh das klischeehafte Geschlechterbild um und zeigt als potenziellen Love-Interest nur Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, studieren, gute Jobs haben und auf emotionaler Distanz bleiben, wenn sie das für vernünftiger halten. Hier stören allein die weniger knackigen und unnötig langgezogenen Dialoge, wenn Mike versucht, diese Damen für sich zu gewinnen. Denn die Richtige lässt sich natürlich nicht von seinen gut choreografierten Stripnummern einlullen.
In Zeiten der ökonomischen Krise bleibt immer noch der eigene Körper zur Selbstvermarktung. Sollte dahinter eine kritische Botschaft liegen, so bleibt sie im Verborgenen. Der Glamour-Faktor des Showgeschäfts bleibt trotz lebensbedrohlicher Drogenpartys weitgehend unbeschadet. Und neben den kreischenden Frauen in den Sex-Shows gibt es zum Glück auch noch die blonde Krankenschwester, die das goldene Herz im Stripper-Body schlagen sieht.
Fazit: Auch wenn »Magic Mike« nicht nur etwas für Frauen ist und Channing Tatum sich mittlerweile tatsächlich als Schauspieler versucht, so sind Geschichte und Figuren doch etwas flach und der Film zu fahrig. An den Showeinlagen und Witzen werden aber wirklich nicht nur die Frauen ihren Spaß haben. Famos komisch: Matthew McConaughey als Stripclub-Chef Dallas.