Kalla Malla
Die Filme, die Marlene Dietrich nach ihrer Ankunft in Hollywood unter der Regie ihres Entdeckers Josef von Sternberg gemacht hat, sind heute noch so geheimnisvolle Kunstwerke der Filmgeschichte wie seinerzeit.
Die Geschichte (in besagtem Express entflammt eine alte Liebe zwischen Hure »Shanghai-Lily« Marlene und Ex-Lover Clive Brook neu) ist nebensächlich. Allein die Kamera und Marlene zählen. Von Sternberg nutzte Marlene Dietrich kaum als Schauspielerin, sondern mehr als Ausstellungsobjekt für seine Experimente mit Licht und Schatten. Hier darf sie beides sein.
»Shanghai Express« gehört zu den schönsten und bestfotografierten Filmen aus Hollywoods Glanzzeit. Kameramann Lee Garmes erhielt dafür seinen verdienten Oscar, auch wenn Marlene in ihrer Autobiografie erklärte, dass Von Sternberg meistens die Kamera führte. »Shanghai Express« ist gleichzeitig Unterhaltung und hohe Filmkunst, richtet sich nicht nach dem Geschmack des Publikums, sondern nach den Obsessionen seines Regisseurs. Man kann ihn sehen, bewundern, entdecken, studieren - und verstehen, warum Marlene so einzigartig war.
Fazit: Dank der exzellenten Inszenierung und der frisch agierenden Darsteller wird diese typische Mischung aus Abenteuer- und Liebesfilm durchaus ein cineastischer Genuss. Denn das Spiel der Dietrich und die brillante Kameraarbeit sowie der bemerkenswerte Schnitt zeigen hier filmische Arbeit aus dem Lehrbuch.