Kalla Malla
An ihrem 18. Geburtstag erbt die reiche und hübsche Marie Clifton (Sarah Laine) das Vermögen ihrer Mutter, samt einigen wertvollen Diamanten. Ihr Stiefvater Jay Clifton (Brad Johnson) allerdings macht Marie da einen Strich durch die Rechnung und beansprucht die Diamanten für sich. Kurz darauf wird er allerdings von der in eher bescheidenen Verhältnissen lebenden Elena Sandoval (Sandra McCoy) der Vergewaltigung bezichtigt. Jay hat keine glaubwürdigen Gegenargumente und wandert ins Gefängnis, die Diamanten stehen nun Marie zu.
Die FBI Agentin Kirsten Richards (Dina Meyer) hat allerdings ihre Zweifel an der ganzen Geschichte und beginnt zusammen mit ihrem Partner Michael Morrison (Linden Ashby) zu ermitteln. Zusammen stoßen sie auf einige Ungereimtheiten, die die Frage aufwerfen, ob Elena wirklich von Jay vergewaltigt wurde, oder ob das nur eine Lüge der Beiden Mädchen war, um an die Diamanten zu kommen. Dieser Verdacht ist allerdings nur ein kleines Rädchen innerhalb eines viel größeren Verwirrspiels, in dem nichts so ist, wie es scheint..
Der Ideenmangel, in dem sich Hollywood zur Zeit befinden muss, entzieht sich wahrscheinlich der Vorstellungskraft jedes Normalsterblichen. Ich jedenfalls sehe keinen Grund, wieso man alle paar Jahre auf die glorreiche Idee kommen muss, einen bekannten Film mit einer oder gar mehreren miserablen Fortsetzung zu verunstalten. Sind den heutigen Regisseuren die kostengünstigen Direct to Video Releases lieber als gutes, altes Kino mit seinen frischen Ideen? Wie kommt es dass die vermutlich unterbezahlten Drehbuchschreiber lieber altbekannten Stoff kopieren und hinter einen bereits bestehenden Filmtitel eine 2, 3, 4 oder 5 setzen, anstatt ihre Hirnmasse zu aktivieren und neuen Stoff auf Papier bringen, aus dem die sprichwörtlichen Träume sind? Doch wie dem auch sei, mir scheint, ich schweife ab. Auskotzen kann ich mich in der eigentlichen Kritik noch und für philosophisches Geschwafel werden meine Leser keinen Nerv haben.
Nachdem Jack Perez im Jahr 2004 seine blasphemische Arbeit verrichtete, beauftragten die Studiobosse ein Jahr später den doch eher recht unbekannten Regisseur Jay Lowi, den nächsten Beitrag zur "Wild Things" Serie hinzuzfügen und genau so wie sein Vorgänger wirft Lowi jegliche neuen Ideen direkt über Bord und greift auf all das zurück, mit dem man sich schon zuvor gleich zwei, dreifach absicherte. Der Originalfilm mit derart hockarätigen Stars wie Kevin Bacon, Matt Dillon, Neve Campbell und Denise Richards wird aufs Übelste seines Inhalts beraubt. Alles, aber auch wirklich alles innerhalb von "Wild Things 3" wirkt wie ein unnötiges Best Of der beiden Vorgänger, ohne Herz, ohne Seele, einfach nur des Geldes wegen schnell hingerotzt.
Um einen Vorwand zu haben, möglichst viel knapp bekleidete Damen durchs Bild laufen zu lassen, wird die Handlung erneut in einer malerischen Stadt direkt am Strand platziert. So gibt es, was keinen ernsthaft erstaunen dürfte, Bikini-Girls und Sixpack-Boys en masse, die ihre eingeölten, braungebrannten Körper ausgiebig zeigen dürfen. Dies, versehen mit einem Look, der an ein teures US-Hip-Hop Video erinnert, sorgt für einen Style, der die jüngere, insbesondere männliche, Generation definitiv ansprechen dürfte und verfehlt so seine hauptsächliche Zielgruppe nicht.
Natürlich besteht "Wild Things 3" nicht nur aus erotischen Darbietungen halbnackter Körper, nein, da hätten wir auch noch den Aspekt, der den ersten Teil so berühmt machte. Mit seinen überraschenden, unerwarteten Wendungen dürfte John McNaughton's Thriller damals jedem Zuschauer den einen oder anderen Laut der Ungläubigkeit entlockt haben, doch damit ist es nun schon längst vorbei. Der Zuschauer weiß mittlerweile sehr gut, wie der Hase läuft und rechnet schon bei jeder Kleinigkeit mit einem plötzlichen Plot-Twist. So entsteht im Film zu keiner einzigen Sekunde Spannung, da man schon zwei Mal aufs Glatteis geführt wurde und sicherlich nur die Wenigsten so blöd sein werden, sich das noch ein drittes Mal gefallen zu lassen.
Genau deshalb wäre es im Endeffekt auch das Beste gewesen, es beim ersten "Wild Things" zu belassen, denn alles andere kann nicht mehr funktionieren. Der Streifen lebt von den Überraschungen, die man erfährt, wenn man ihn zum ersten Mal sieht. Gleich zwei Fortsetzungen sind da absolut witzlos und beinahe schon eine Frechheit, da sie das Grundprinzip des ersten Teils verfehlen. Doch als ob das nicht schon das Schlimmste wäre, kommt "Wild Things 3" ohne den kleinsten Hauch einer frischen Idee daher und kurbelt noch einmal genau das gleiche runter. Langweilig, unnötig und das Material nicht wert, auf dem er gedreht wurde.
Die Schauspieler geben sich zwar beste Mühe, ihren Mann, bzw. ihre Frau zu stehen, können allerdings nicht alle überzeugen. Sarah Laine und Sandra McCoy sehen zwar hübsch aus, kommen aber mit ihren begrenzten, schauspielerischen Fähigkeiten nicht gegen das Drehbuch an, das ihnen zwei absolut klischeebehaftete 08/15 Rollen auf den Leib geschrieben hat. Schade eigentlich.
Völlig leblos wirkt auch Dina Meyer als FBI Agentin, die zwar im späteren Verlauf des Films noch eine wichtige Rolle spielt, aus schauspielerischer Sicht aber absolut unglaubwürdig und gelangweilt wirkt.
Einen wirklichen Lichtblick gibt es hier nicht, wenn ich jedoch den überzeugendsten Darsteller finden müsste, dann wäre das wohl Linden Ashby, der seine Sache als Detective Michael Morrison garnichtmal so schlecht macht.
Fazit: Mit diesem Fazit möchte ich abschließend ein kurzes Stoßgebet gen Himmel senden und unseren Herrgott dringlichst darum bitten, jeden Regisseur, der sich an einer weiteren "Wild Things" Fortsetzung versuchen möchte, eines unerklärlichen Todes sterben zu lassen. Herzinfarkt, Autounfall, Beulenpest, mir egal, hauptsache die Menschheit wird nicht noch einmal mit einem derart langweiligen, unnötigen Stück Müll wie dem hier gefoltert. Da ist jede Talkshow auf RTL spannender, jedes TV-Gericht logischer und jedes Lied von Aggro Berlin anspruchsvoller. Einzig und allein diejenigen, die die Vorgänger noch nicht kennen, werden hier eventuell einige unterhaltsame Minuten verleben, für alle anderen jedoch herrscht hier ein dringendes Verbot.