Berny23
Mein zehnter Star-Wars-Film.
Sowohl der gescheiterte Flottenkommandeur als auch der Jüngling mit dem nun entstellten Milchbubi-Gesicht müssen sich eine Standpauke durch die Imperator-Marionette gefallen lassen. Verständlich, dass einen bei solch geballter Inkompetenz die Wut überkommt.
Ebenso erging es mir gleich ganz am Anfang. Geblendet durch die zugegebenermaßen grandiosen Feuerspektakel und Explosionen fiel mir dann doch fast die Kinnlade herunter, als der im letzten Teil wiedergefundene Luke sein Lichtschwert, den ganzen Stolz seiner Ordens-Vorgänger, einfach in Richtung Meer über die Schulter warf – wie ein verschwitztes T-Shirt oder eine leere Plastikverpackung.
Dass einem als Drehbuchautor die erkaufte Lore eines solchen Filmepos wirklich so wenig bedeutet, dass man auf eine notorische Einhaltung der altbekannten Heldenreise nach Vogler bestehen muss, geht mir nicht in den Kopf. Die "Weigerung" des Protagonisten kann man auch anders umsetzen, ganz ohne grundlegende Charakterzüge und Hintergründe zu missachten.
Weiter geht's jedenfalls deutlich besser, ein Fauxpas ruiniert schließlich keinen ganzen Film. Wir bekommen endlich wieder R2-D2 zu Gesicht, der genau weiß, welche Hebel er beim alten Skywalker betätigen muss, um ihn zu etwas zu überreden.
Die sturmerfüllten Wellen, die eifernd immer weiter vom Wind zu den niedrigen Plateaus auf Lukes Rückzugsort getrieben werden und dabei dunkle Flecken auf dem Gesteinsboden hinterlassen, erinnern mich besonders an den gefährlichen Einstieg in das kleine Motorboot, so weit draußen auf dem Meer, als ich im Urlaub auf Skellig Michael war. Es fühlte sich bei dieser kurzen Szene fast so an, als ob ich wieder in Geiselwind gemütlich im 4D-Kino-Sessel lümmeln würde.
In einer atmosphärischen Rückblende erfahren wir schließlich das Ausmaß der Zerstörung von dem, was Luke aufgebaut hatte, und was ihn letztendlich dazu brachte, der Macht den Rücken zu kehren. Und erneut wiederholt sich die Geschichte, man könnte fast meinen, es handele sich hier um eine verfilmte Realsatire.
Whoa, aber diese Verfolgungsjagd zu Fathier war dann doch eine erfreuliche Überraschung. Ich liebe ja generell solche Gefängnisausbrüche und besonders Heist-Movies, wobei der Plan hier eher Improvisation war.
Im dritten Viertel gibt es dann noch eine erfrischende Lektion über Gut und Böse; und oh wie passend das ist, dass ebenjener sympathische Trickster in diesem Moment das Yin-förmige Medallion um den Hals trägt. Die Hilfe, die er dem Team zuteilwerden lässt, könnte nicht nur von der Bezahlung herrühren – eine Nebenbedeutung der zwei Teilstücke ist ja die Unterteilung in Weiß für männlich und Schwarz für weiblich. Und jetzt überlegt mal, wer ihm dieses Schmuckstück gegeben hat; die goldene Farbe lässt eine Unentschlossenheit immerhin auch im Bereich des Möglichen. Da war definitiv ein fähiger Set-Designer vor Ort – oder ich interpretiere da zu viel hinein, wer weiß.
Wie in jeder Episode gibt es am Ende einen großen Kampf, der diesmal zwar mit flackerndem Farbenspiel glänzt, aber choreografisch auf einem teils niedrigen Niveau unterwegs ist. Frau "Chromeimer" hat dann in einer Miniatur-Schlacht noch ihren letzten großen Auftritt, während im Hintergrund so viele schöne Funken herumfliegen wie bei Rey und ihrem Verführer. Funkelnde Funken, so viele schöne Funken...
Und dann noch diese verflucht hübsche rote Kristallmine samt weißem Salzbelag an der Oberfläche des Planeten, auf dem der letzte Rest des Widerstands sich zurückgezogen hat. Die süßen Wolfswesen tun dann noch ihr Übriges: Episode VIII hat mehr Sterne verdient als ihr Vorgänger, jetzt habt ihr meine Achillesferse gefunden.