Kalla Malla
Aufgrund eines alten Videos, das die rituelle Hinrichtung eines Wolfsmenschen durch Eingeborene im australischen Outback zeigt, ist Professor Harry Beckmyer fest entschlossen, die Existenz dieser Wolfsmenschen nachzuweisen. Zur selben Zeit verlässt die junge Werwölfin Jerboa gegen den Willen ihres Vaters ihr Rudel und schlägt sich nach Sydney durch, wo sie den sympathischen Assistenz-Regisseur Donny kennenlernt. Dieser arbeitet gerade an einem Horrorfilm und überredet Jerboa, in diesem einen kleinen Part zu übernehmen. Blöderweise verwandelt sich die junge Frau noch am selben Abend auf einer Party der Filmcrew in einen Werwolf und wird auf der Straße von einem Auto angefahren. Während Jerboas Clanmitglieder bereits nach ihr suchen, wird sie selbst in ein Krankenhaus eingeliefert, wo den Ärzten die verblüffenden körperlichen Merkmale der jungen Frau nicht verborgen bleiben, was schließlich auch Professor Beckmyer auf den Plan ruft. Kurz darauf kann die von Donny schwangere Jerboa jedoch flüchten und kehrt in ihr Heimatdorf zurück, unwissend, dass das Militär ihre Verfolgung aufgenommen hat, um sie und all ihre Artgenossen zu vernichten...
What. the. fuck. - Diese Worte sind es, die jenen unglücklichen Individuen als Erstes durch den Kopf schießen dürften, die bereits in die verdammenswerte Situation kamen, Howling III in all seiner unfassbar trashigen Gesamtheit über sich ergehen lassen zu müssen. Was einem hier in geballten 98 Minuten desaströsen Irrsinns an purem Nonsens und unfreiwilliger Komik entgegengeschleudert wird, ist bereits jenseits von gut und böse und verdient sich seinen Platz in der Topliste der grottigsten Horrorfilm-Sequels redlich. Zunächst aber ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit, in eine Zeit vor Howling III, genauer gesagt in das Jahr 1981. Zu diesem Zeitpunkt inszenierte ein damals noch recht unbekannter Regisseur namens Joe Dante einen Werwolf-Horrorfilm mit dem Titel The Howling, der ihm daraufhin nicht nur als Wegweiser für eine beachtliche Karriere dienen sollte, sondern der auch heute noch von vielen Fans des Genres als wichtiger Klassiker gehandelt wird. Vier Jahre später wurde ein gewisser Philippe Mora mit der Inszenierung eines Sequels zu dem Erfolgshit beauftragt und lieferte eine absolute Trashbombe ab, in der ein unpassender Punk-Soundtrack, ein absolut verirrt wirkender Christopher Lee und eine chronisch blank ziehende Sybil Danning für einige denkwürdige Höhepunkte sorgten. Howling II war somit alles andere als ein guter Film, doch zumindest ließ sich dem kuriosen Streifen keinesfalls ein gewisser Unterhaltungswert absprechen, was die Produzenten im Jahr 1987 wohl schließlich dazu veranlasste, Philippe Mora mit der Inszenierung einer weiteren Fortsetzung zu betrauen. Das Ergebnis ist ein hirnschmalzvernichtender Kollateralschaden am Intellekt eines unvorsichtigen oder vielleicht noch durch den guten Ruf des Originals geblendeten Publikums, der in dieser Form wohl zurecht als einer der schrägsten Werwolffilme in die Geschichte des Horrorgenres eingegangen ist.
Das beginnt schon bei der von Gary Brandner zunächst als Roman publizierten und von Philippe Mora in ein Drehbuch umgewandelten Story, die sich an Sinnlosigkeit kaum noch toppen lässt. So wurde hier krampfhaft versucht, der Werwolf-Thematik eine neue Seite abzuringen, was schließlich so endete, dass dem Publikum hier eine seltsame Rasse von Beutelwölfen (!) vorgestellt wird, welche ihren Nachwuchs (!) in ihrem Beutel am Bauch austrägt. Damit noch lange nicht genug, leben diese Auswüchse eines geistig verwirrten Autors auch noch in einer Art Sekte in dem namentlich unglaublich kreativen Outback-Kaff Flow (!) zusammen. Als der jungen und attraktiven Jerboa die Anmachen ihres wohl etwas inzestuös angehauchten Daddys jedoch zu viel werden und sie sich auch nicht mehr von dessen Versprechen ködern lässt ("Ich kauf dir einen Sony-Walkman, wenn du dich benimmst!") flüchtet sie nach Sydney und landet dort in den Armen eines wohl bedenklich untervögelten Regie-Assistenten, der sich an dem seltsamen Verhalten der Fremden ebenso wenig stört wie an ihrer bisweilen etwas stärkeren Körperbehaarung oder der Angewohnheit, sich bei grellem Blitzlicht in eine reißende Bestie zu verwandeln. Ja, die Werwölfe, entschuldigung, Beutelwölfe, verwandeln sich hier nicht mehr bei Vollmond, sondern nur noch bei Strobo-Effekten, doch dazu später mehr. Donny verliebt sich jedenfalls unsterblich in seine Werwolf-Lady und flüchtet mit dieser zurück ins Outback, wo sie jedoch alsbald mit dem unfreundlich gesinnten Militär konfrontiert werden. So werden die Werwölfe (Beutelwölfe klingt einfach zu lächerlich) kurzerhand als die eigentlichen Opfer stilisiert, welche doch eigentlich nur in Frieden ihr Dasein im schönen australischen Outback fristen wollen und dabei ungefähr so bedrohlich wirken wie schlecht aufgelegte Chihuahuas. Zeitgleich gesellt sich auch Professor Beckmyer zu den Werwölfen, hat er sich doch in die russische Ballettänzerin Olga verliebt, ihres Zeichens ebenfalls ein Zottelmonster. Nachdem das Militär schließlich eins auf die Mütze bekommt und der Papst sogar noch Friedensverhandlungen zwischen Menschen und Werwölfen in die Wege leitet, leben Donny und Jerboa mit ihrem Sohn (!) scheinbar glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
So weit grob die unfassbare Handlung von Howling III, die an dieser Stelle wohl nicht mehr ausschweifend kommentiert werden muss und zu der sich nun jeder sein eigenes Bild erstellen kann. Zwar ist Philippe Mora dann und wann versucht, das Geschehen mit etwas Humor zu bereichern, doch will man den Verantwortlichen einfach nicht abkaufen, dass der Film nicht todernst gemeint war, was ihn insgesamt nur um so lächerlicher erscheinen lässt. Selbst, wer in seinem Leben schon einige Trashfilme gesehen hat, wird sich hier noch vermehrt die Augen vor regelrechtem Unglauben reiben, denn was einem in Howling III aufgetischt wird, ist bisweilen derart strunzdämlich, dass der Film als als unfreiwillige Komödie schon wieder einen Heidenspaß macht. Zu den Höhepunkten des Films zählen ohne Frage drei Werwolf-Nonnen, die aber mehr an schlecht kostümierte Schweine erinnern, damit aber schon ordentlich den Ton angeben, der hier in punkto Werwolf-Verwandlungen angegeben wird. Selten zuvor sahen Werwölfe jemals so lachhaft aus, was jedoch von Szene zu Szene variiert und manchmal durch schnelle Schnittfolgen noch ganz passabel retuschiert werden konnte. Als ob Werwölfe in Nonnenkostümen jedoch noch nicht genügen würden, schießt Howling III einen dicken Bock nach dem anderen und setzt uns zudem noch einen ballettanzenden Werwolf, einen überwichtigen, primitiven Neandertaler als Anführer des Wolfsrudels, sowie einen bärtigen Hippie vor, der sich einen Spaß daraus macht, Leute aus dem Hinterhalt anzuspringen und dabei stets fast über den Haufen geschossen zu werden. Den Verlust über seine eigenen Körperflüssigkeiten aufgrund nicht enden wollender Lachkrämpfe verliert man dann spätestens in der Szene, in der ein selbsternannter Jäger in seinem Zelt von einem Werwolf überrascht wird und ihn aus nächster Nähe mit einer Bazooka ausschaltet. Herr, schmeiß bitte, bitte einen guten Film vom Himmel!
Howling III unterläuft die von dem zweiten Teil bereits sehr niedrig angelegte Messlatte noch einmal mit Leichtigkeit und ist als Horrorfilm zu keinem einzigen Zeitpunkt ernstzunehmen, nie baut sich auch nur ansatzweise so etwas wie Spannung oder Atmosphäre in den stets hell erleuchteten Kulissen Australiens auf. Das größte Problem des Films ist jedoch zweifellos seine billige Machart, die ihm zu jedem Zeitpunkt anzusehen ist und die ihn, gemeinsam mit den überforderten Darstellern, wohl endgültig ins Aus befördert. Fassungsloses Entsetzen darüber, was man sich da gerade zu Gemüte führt, tut sich spätestens dann auf, wenn sich Howling III im letzten Drittel nach einem überaus laschen Finale schließlich zu einer Art Unsere kleine Farm mit Werwölfen entwickelt. Vor den schönen Kulissen des Outbacks beobachten wir Donny und Jerboa bei ihrem jungen Familienglück und der Aufzucht ihres Kindes, einem geradezu knuddeligen Wesen irgendwo zwischen Maulwurf und Hund und fragen uns endgültig, wann genau wir unser Niveau eigentlich an der Gardarobe abgegeben haben. Splatterfreaks kommen übrigens trotz einer Freigabe ab 18 Jahren auch nicht auf ihre Kosten. Hat der zweite Teil in dieser Hinsicht damals noch voll auf die Kacke gehauen, ist eine schleimige Geburt eines Werwolf-Babys hier schön das höchste der (Ekel)Gefühle. Nun stellt sich aber die Frage, wie nachtragend man bei einem Film sein kann, dem es gelingt, sein Publikum alleine mit seiner grenzenlosen Debilität durchgehend bei Laune zu halten? Der schmale Grat zwischen trashigen Hochgefühlen und unablässigen Suizidgedanken war jedenfalls nie schmaler als im Falle von Howling III.
Fazit: Eine Sippe australischer Beutelwölfe gründet im Outback eine Familie und haut ganz nebenbei noch dem Militär die Hucke voll - ja, es benötigt neben Eiern aus Stahl sicherlich noch einen grenzwertigen Hang zur primitiven Selbstgeißelung, um Howling III überhaupt bis zum Ende durchzuhalten, doch wer alldem schon im Voraus mit geringen Ansprüchen begegnet, auf den wartet eine selten bescheuerte Trashbombe, die in dieser unfreiwillig komischen Form sicherlich ihresgleichen sucht. Unter allen rationalen Gegebenheiten ist der Streifen natürlich der reinste Müll, sinnentleert und geradezu lächerlich bescheuert, doch gerade deshalb dürfte er unter den hartgesottensten Trashfans sicherlich so manchen Sympathisanten finden. Alle anderen mit einem Rest Menschenverstand bleiben hier jedoch besser auf respektvoller Distanz.