Michael
„Heil“ hatte von seinen Ansätzen das Potenzial eine ganz große Satire zu werden, doch leider hat Dietrich Brüggemann den Film total in den Sand gesetzt. Dabei führt Brüggemann „seine“ Nazis wirklich unterhaltsam ein und spielt mit dem Klischee, dass die rechtsorientierten Mitbürger Rechtschreibungsverweigerer und minder Intelligent sind.
Doch direkt danach, schießt Brüggemann ein Feuerwerk an schlechten Zoten und unwitzigen Gags ab, dass es nicht mehr feierlich ist. Wer darüber lachen kann, dass der Verfassungsschutz Internetadressen am Telefon buchstabiert und als Running Gag ein Talkshowgast in unzählige Shows eingeladen wird und anstatt etwas zum Thema beizutragen einfach nur sein Buch promoten will ist bei „Heil“ vielleicht gut aufgehoben, wer allerdings anspruchsvolleren Humor und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Neonazis sucht ist bei „Heil“ falsch.
Dabei ist es meiner Meinung nach richtig, die braune Gefahr überzogen lächerlich dazustellen und auch die Gegenseite entsprechend zu parodieren, doch hätte dies nicht in einer zusammengewürfelten Sketchparade passieren dürfen, in der zugleich versucht wird auch den Journalisten, den Medien im Allgemeinen, der Politik und dem Verfassungsschutz einen mitzugeben. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen, denn so hätte Brüggemann sich darauf konzentrieren können ein Thema zu beleuchten und treffender zu parodieren, anstatt mit jeder neuen Szene ein neues Fass aufzumachen.
Auch hätte es ungemein geholfen eine in sich konsistente Welt zu schaffen. Wenn schon die Fernsehsender fiktive Namen bekommen, warum bleibt es bei den echten Parteinamen? Und wenn schon Facebook nicht Facebook heißt, warum heißt YouTube dann YouTube? Entweder erschaffe ich eine komplett fiktive Filmwelt oder eine die real sein sollen, diese unschlüssige Mischung macht den schlechten Film nur noch schlechter.
Gerade nach dem Trailer hatte ich wirklich Lust auf „Heil“, doch diese Lust war nach gut einer Viertelstunde Film verflogen, da wirklich nur der erste Gag gezündet hat und wo ich nur die Überlegung hatte den Saal vorzeitig zu verlassen, haben dies einige um mich herum getan. Im Nachhinein betrachtet war dies sicher die besserer Entscheidung, denn einen schlechteren Film als „Heil“ habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wo mir das deutsche Kino während meiner Woche beim Münchner Filmfest mit andern Filmen eindrucksvoll gezeigt hat, dass es aus Deutschland richtig gute Produktionen gibt, wünschte ich mir, dass die Verantwortlichen für „Heil“ ihre Fördergelder mit Zinsen zurück zahlen müssten und nach so einem Machwerk auf einer schwarzen Liste landen. [Sneakfilm.de]