Kalla Malla
In einer kleinen Stadt kursiert das Gerücht, dass es sich bei einer alten Außenseiterin (Peng Zhang Li), die aufgrund krankheitsbedingter Entstellungen niemals ihr Haus verlässt und alle Fensterscheiben schwarz gestrichen hat, um eine Hexe handelt. Die jahrelange Isolation und Verachtung ihrer Mitmenschen treibt die Frau eines Tages in den Wahnsinn, woraufhin sie immer wieder kleine Kinder in ihr Haus lockt, denen sie zuerst ihren zuletzt ausgefallenen Milchzahn abnimmt, bevor sie sie bestialisch tötet.
So entstand in der Stadt die Legende um die Zahnfee, die auch viele Jahrzente später noch immer präsent ist. Davon weiß Peter Campbell (Lochlyn Munro), der früher als Arzt arbeitete und sich in die ländliche Gegend zurückzog, um sein Glück als Schrifsteller zu versuchen, noch recht wenig. In dem beschaulichen Städtchen hat er vor einiger Zeit ein altes, leerstehendes Haus bezogen, um daraus eine Pension zu machen. Diese Möglichkeit ergreifen seine Frau Darcy (Chandra West) und seine 12 jährige Tochter Pamela (Nicole Muñoz), die beide noch in einer Großstadt leben, um ihn besuchen zu kommen. Kurz nach ihrer Ankunft erfährt die kleine Pamela von einem gleichaltrigen Mädchen, dass die jetzige Pension kein anderes Haus als die ehemalige Wohnstätte der "Zahnfee" ist, die hier einst zahlreichen Kindern den Tod brachte. Als sich kurz darauf immer wieder brutale Morde ereignen, scheint es, als wäre die dämonische Hexe aus dem Totenreich zurückgekehrt, um ihr grausames Werk fortzusetzen. Pamela bleibt nichts anderes übrig, als sich der Zahnfee zu stellen, um den Fluch ein für allemal zu brechen...
Im Horrorgenre suchen die Regisseure und Produzenten stets nach neuen Ideen und Inspirationen, so dass man irgendwann auch auf die Idee kam, dass man die ansonsten eher positiv betrachtete Zahnfee doch mal als böse Hexe darstellen könnte, um sie neben ihrer Tätigkeit als zwanghafte Zahnsammlerin auch als dämonische Gestalt zu entlarven. Erstmals wurde dies in Jonathan Liebesman's 2003 gedrehtem "Der Fluch von Darkness Falls" inszeniert, der damals sogar den Sprung in die Kinos schaffte und so durchaus auch einem breiten Publikum bekannt wurde. Vergleichsweise eher weniger populär, dadurch aber längst nicht von schlechteter Qualität ist der drei Jahre später folgende, recht ähnlich gestrickte B-Horrorschocker "The Tooth Fairy", der sich in Nichts vor seinem Vorbild verstecken muss, dem die große Leinwand allerdings verweigert wurde und der demzufolge auch niemals an den Bekanntheitsgrad von "Der Fluch von Darkness Falls" heranreichen können wird.
Dabei macht "The Tooth Fairy" durch eine professionelle und durchaus ansehlich geratene Inszenierung gerne mal vergessen, dass er eigentlich aus dem B-Movie Sektor stammt. Mit Chuck Bowman konnte ein Mann für den Regieposten gewonnen werden, der viel Erfahrung mitbrachte und auf beinahe 30 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann. Dabei war er schon in vielen Genres tätig, war allerdings auch TV-Serien nicht abgeneigt und drehte schon Episoden für "Hulk", "Das A-Team" und viele andere Serien. Für "The Tooth Fairy" ging er zwar routiniert, aber dennoch bemüht zu Werke, so dass sich der Streifen alleine schon von seiner Machart von vielen Kollegen seiner Zunft abhebt. Durch einige Kamerafahrten, passende Settings, glaubwürdige Locations und vielem mehr ist der Ursprung des Films aus den eher kostengünstigen Gefilden schnell vergessen.
Natürlich darf man, was die Story anbelangt, vergebens auf all zu viel Innovation hoffen, dennoch wurde hier nicht blind von "Der Fluch von Darkness Falls" abgekupfert, die Handlung unterscheidet sich in beiden Fällen deutlich voneinander. War es in Liebeman's Streifen aus dem Jahr 2003 noch ein Geisterwesen, dass seinen Opfern immer im Schatten auflauerte, wirkt die Zahnfee in Bowman's Werk um einiges irdischer. Dafür spricht alleine schon die Auswahl an Waffen, die die Hexe stets parat hält, um ihren Opfern den Übergang ins Jenseits zu erleichtern. Splatterfans dürften nicht schlecht staunen, wenn die Zahnfee einen jungen Mann plötzlich auf einen Tisch spannt, um ihn langsam durch eine Kreissäge befördern zu lassen. In einer anderen Sequenz nagelt sie ein Opfer in bester Lucio Fulci Manier mit einem Bolzenschussgerät an die Wand, um es danach mit einem Beil in handliche Teile zu zerhacken. Nein, zimperlich wird in "The Tooth Fairy" nicht gerade vorgegangen, Splatterfans dürfen also durchaus mal ein Auge auf den Titel werfen.
Im Grunde verbindet der Streifen die Elemente eines handelsüblichen Slashers mit denen eines übernatürlich angelegten Gruselfilms, wobei aber ganz klar erstgenanntes Subgenre dominiert. Böse Zungen könnten behaupten, dass hier eine beliebige Handlung aufgegriffen wird, um im Anschluss das bekannte 10 kleine Negerlein Prinzip abzukurbeln, bei dem sich die Handlung lediglich um die Morde spinnt und einer nach dem anderen das Zeitliche segnen muss. Gänzlich verkehrt wäre diese Behauptung nicht, da "The Tooth Fairy" wirklich nicht einmal ansatzweise so viel aus den vorhandenen Story-Gegebenheiten macht, wie möglich gewesen wäre. Das beweist der überaus atmosphärische Einstieg, der uns in der Zeit zurück befördert und uns Zeuge werden lässt, wie die "Zahnfee" einen kleinen Jungen in ihr Haus lockt, um ihn dort brutal umzubringen. Nicht nur, dass die Härte des Films schon hier bemerkenswert ist, schließlich werden Kinder im Genre meist verschont, auch macht sich sofort eine tolle Gruselstimmung breit.
Diese soll aber leider nicht lange anhalten, denn schon nachdem die Hauptcharaktere vorgestellt wurden, wird klar, worauf das Ganze hinausläuft. Man braucht wahrlich nicht lange, um zu erraten, dass die gleichaltrige Freundin Pamela's ein Geist ist, die das Mädchen dazu bringen will, sich der Zahnfee zu stellen, damit die Seelen ihrer Opfer endlich Erlösung finden. So weit ist das durchaus annehmbar, da immerhin einfallsreicher als der gemeine Durchschnitts-Slasher. Leider wurde das Potenzial der in einer schwarzen Kutte gehüllten, entsetzlich entstellten Hexe aber weitgehend verschenkt, da diese nur wenige wirklich unheimliche Auftritte hat. Wenn sie auftaucht, dann darf man zwar immer mit blutigen Morden rechnen, dabei kommt die zu Beginn sehr schön eingefangene Atmosphäre aber zu kurz. Wenn man sich allerdings damit abfinden kann, dass sich hinter dem Storygerüst im Grunde nur ein etwas umgewandelter Slasher mit einigen übernatürlichen Anleihen versteckt, dann wird man seinen Spaß mit dem Streifen haben.
"The Tooth Fairy" überzeugt durch seinen Unterhaltungswert, der konstant vorhanden ist und nie abnimmt. Wer nicht auf all zu viel Neues hofft, sondern sich auch noch über die typischen Horror-Elemente freuen kann, wird an dem Film nicht viel zu meckern haben. Dabei baut der Streifen auf den altbekannten Klischees auf: Wer Sex hat oder unsymphatisch auffällt, muss sterben und letztendlich ist es das kleine Mädchen, dem zuerst niemand glauben schenken wollte, das dann alle rettet. Dennoch vollbringt es "The Tooth Fairy", niemals langweilig zu werden und seinen Zuschauer dauerhaft bei Laune zu halten, was auf jeden Fall als seine größte Stärke anzusehen ist. Bei den Schauspielern darf man sich auf das eine oder andere bekannte Gesicht freuen. So spielt Lochlyn Munro, den man noch aus "Freddy VS. Jason" oder "Scary Movie" in Erinnerung haben könnte, den Familienvater recht überzeugend und auf seine typisch-symphatische Art. Die kleine Nicole Muñoz agiert für ihr Alter auch bewundernswert und weitaus weniger nervend als einige andere ihrer jungen Schauspielkolleginnen.
Fazit: Hinter dem scheinbar relativ neuartigen Plot von "The Tooth Fairy" versteckt sich im Grunde nichts anderes als ein typischer Slasher, der nach altem Schema abläuft und auch nicht durch Innovationen auf sich aufmerksam machen wird. Der Streifen verschenkt einen Großteil seiner Möglichkeiten und setzt statt Atmosphäre auf reichlich Blut. Diese Tatsache wird "The Tooth Fairy" vor allen Dingen für Splatterfans interessant machen, die hier wirklich etwas geboten bekommen. Neben diesem Fakt ist es insbesondere noch die überdurchschnittlich gute Inszenierung des Streifens, die dafür sorgt, dass "The Tooth Fairy" trotz seiner Klischees und Schwächen einen überzeugenden Gesamteindruck hinterlässt. Da er zudem kaum langweilt und durchweg gut unterhält, kann hier bedenkenlos eine Empfehlung ausgesprochen werden.