Kalla Malla
Zur Zeit des zweiten Weltkrieges entschließt sich SS-Sturmführer Kramer, seinen Soldaten an der Front einen »speziellen Ausgleich« zu bieten. Unter Erlaubnis des Führers wird dafür ein besonderer Bordellzug entworfen, der die Soldaten an der Front ständig begleiten und unterhalten soll. Die Leitung bekommt Ingrid, die dieses Privileg durch ihr Verhältnis mit Otto Kramer genießt. Es werden Frauen herangeschafft, die eigentlich als politische Gefangene im KZ ihren Tod hätten finden sollen. Nun aber können sie wenigstens noch an der Front anschaffen gehen. Mit strenger Hand werden sie mit Gewalt zu Nutten der Wehrmacht ausgebildet. Somit wird Hitlers Lustzug zu einem perfekt organisierten Bordell. Als der Zug dann zwischen die Fronten gerät, werden die Prostituierten auch von feindlichen Soldaten »unter Beschuss« genommen...
Die Franzosen haben einen sehr eigenwilligen Filmstil, keine Frage! Ernsthafte Dramaturgie wird hier mit kitschigem Allerlei gepaart und mit Erotik gespickt. Der Härtegrad hält sich in Grenzen und fällt durch das filmische Umfeld nicht sehr groß ins Gewicht: Eine Erniedrigung hier, ein paar Schläge da, eine Vergewaltigung dort. Nichts besonderes also, da der Rest des Films eine ernste, nachdenkliche und mit zwischenmenschlichen Gefühlen garnierte Geschichte ist. Ob die Orgien und Feiern der Nazis sich wirklich so abgespielt haben, wie es hier von den Franzosen dargestellt wird (Soldat: »Mach uns heute eine besondere Freude, Ingrid, mach einen Striptease zur Feier des Tages. Komm, laß uns sehen, wofür wir kämpfen, Ingrid, für Frauen wie dich!«), entzieht sich meiner Kenntnis. Doch dieses Thema wurde in den 70er Jahren zum Modethema und mit unzähligen Filmen (»SS Nazi Convoy«, »Nathalie dans l'enfer nazi« oder »Helga, She-Wolf of Stilberg«, um nur wenige Beispiele zu nennen) bis zum Exzess ausgereizt. Viele dieser Filme kamen gar nicht oder nur stark zensiert nach Deutschland, da diese Thematik, obwohl sie geschichtlich Fakt ist, nicht gerne gesehen wurde (das wäre so, als wenn die Amerikaner etwas gegen Indianerfilme hätten).
Bis vor wenigen Jahren gab es weltweit keine Komplettversion dieses Films. Durch die Vielfalt der gedrehten Szenen und der Beteiligung mehrerer Produktionsfirmen wurden damals auch verschiedene Versionen erstellt und vermarktet. Die französische Version war die kürzeste und ließ sämtliche Erotikszenen und eine Vergewaltigung vermissen. Dafür wurde das Ende völlig anders konzipiert. Während in den Exportversionen ein Happy-End vorliegt (Helga singt glücklich vor den Amerikanern), sieht man in der französischen Fassung noch, wie ihr Ex-Freund Otto Kramer heimlich im Publikum steht und eine Pistole für ein Attentat aus der Jacke zieht. Die deutsche Fassung war meiner Meinung nach bis dato die beste Version, jedenfalls in Hinsicht darauf, wenn man bei solch einem Film auf viel nackte Haut wert legt. Weiterhin beinhaltete die Version einige Dialoge, die sonst weltweit zu vermissen waren. Es wurde aber an Gewalt gekürzt: die Erniedrigung von Helga, die Massenvergewaltigung, das »Pferdchenreiten« und das Verprügeln einer Gefangenen.
Fazit: Freunde des schlechten Geschmacks können ruhig mal einen Blick riskieren, auch wenn stellenweise Langeweile aufkommt. Dafür wird man mit einigen obskuren Momenten (z. B. »Reiteinlagen«) belohnt. Wer aber auf gorelastige Sexeinlagen hofft, ist hier fehl am Platz.