Kalla Malla
Die erfolgreiche New Yorker Galeristin Elizabeth lernt eines Tages den Börsenmakler John auf der Straße kennen. Sie ist sofort fasziniert von diesem charmanten, selbstbewußten Mann, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Bereitwillig läßt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein, reagiert zunächst schüchtern, doch dann immer neugieriger auf Johns raffinierte erotische Spiele, die sie immer mehr gefangennehmen. Sie wird immer neugieriger ... bis dieser Mann, der so wenig von sich persönlich preisgibt, Elizabeth zu demütigen beginnt, testet, wie weit er in den sorgfältig vorbereiteten Ritualen gehen kann... - Bevor sich Elizabeth endgültig von ihren Gefühlen hinreißen läßt, befreit sie sich aus der Umklammerung.
Es ist DER Skandalstreifen der 80er Jahre, in dem beide Hauptdarsteller zu großem, wenn auch zweifelhaftem Ruhm gelangten. Mickey Rourke und Kim Basinger eroberten mit »9 ½ Wochen« die damals aktuelle Kinogeneration und konnten viele Fans der großen Leinwand in die Lichtspielhäuser locken, wohl auch, weil das Plakat eindeutig gestaltet und das Genre »Erotik-Thriller« groß darauf geschrieben wurde. So wirklich originell ist dieser Streifen jedoch nicht geworden, eher leicht hohl und sinnfrei. Außer viel nackter Haut und perversen Spielchen bietet dieser Erotik-Thriller nicht viel Anspruchsvolles.
Nicht umsonst gab es hier gleich drei Razzie-Nominierungen. »9 ½ Wochen« wurde bei den Razzie-Awards in folgenden Kategorien nominiert: Schlechteste Schauspielerin (Kim Basinger), Schlechtester Titelsong (»I Do What I Do«), Schlechtestes Drehbuch.
Kim Basinger wurde während der zahlreichen Nacktszenen im gesamten Film von einem Body-Double gedoubelt. Bevor Kim Basinger verpflichtet wurde, lehnten bereits Tatum O'Neal und Kathleen Turner die Hauptrolle ab.
In den USA gefloppt, in Frankreich legendär erfolgreich, bei uns ein Geheimtipp. Niemand hat die Kunst der Werbeästhetik so direkt in den Spielfilm übernommen wie seinerzeit Adran Lyne. Mittlerweile ist dieser Inszenierungsstil längst zum Standard geworden (jedenfalls für Hollywood - und deutsche Filme, die gern Hollywood wären) - die Betonung des Designs, der Ausstattung, die endlosen Großaufnahmen von Gegenständen, Möbeln, Mechanismen, das Interesse an Details des Körpers, etc. Und wer wollte nicht nach Ansehen des Films damals sofort den nächsten Sex vor dem offenen Kühlschrank haben? (wer es ausprobiert hat, weiß, wie schrecklich unbequem und kalt das sein kann).
Natürlich wirkt das auch alles ziemlich dämlich, aber Lyne inszeniert mit einer deratigen Ernsthaftigkeit, als ginge es um tatsächliche Kunst - und das überzeugt letztendlich. Gleichzeitig ist die Geschichte, die er erzählt, nicht uninteressant. Und die Sexszenen zwischen Basinger und Rourke sind sehr heiß, immer noch. Damals waren sie schlicht der Hammer, auch wenn die Akrobatik der beiden (besonders in der Treppenszene) wahrscheinlich zu mehreren Knochenbrüchen geführt haben muss.
Bekannt ist der Film neben seinem erotischen Inhalt auch für seine asiatisch inspirierte Mode. So öffnet John einen Wandschrank, der eine Vielzahl identischer Hemden des Designerhauses Comme des Garçons enthält. Neben diesem Product Placement machte der Film auch erneut die von Joe Cocker gesungene Version des Randy-Newman-Songs »You Can Leave Your Hat On» bekannt. Der Film wurde im Jahr 1997 mit »9½ Wochen in Paris» fortgesetzt. Die Idee der im Film enthaltenen Liebesszene mit Lebensmitteln wurde in der Komödie »Hot Shots! – Die Mutter aller Filme» in etwas veränderter Form nochmals aufgegriffen. In Musikvideos von Sheena Easton zu »Days Like This« und Sarah Connors Version von »Sexual Healing« wird der Film zitiert.
Fazit: »9 ½ Wochen« ist einfach Pflicht, schon allein aus Nostalgiegründen. Wer vermisst nicht die Zeit, als weiße Socken und Schulterpolster »in« waren - und Mickey Rourke noch eine knackige Sahneschnitte war...